Trollhöhle

Mit brüllenden Mäulern trampelten diese Bestien alles nieder was ihnen in den Weg kam. Ist ja auch nicht so schwer für solche gigantische Monster. Sie brachten mich in ihre Höhle, das merkte ich daran, dass jedes zweite Wort als Echo wieder kam. Ebenso war es stock dunkel, für mich zumindest. Ich hatte so was von keine Ahnung wo genau ich mich in der Höhle befand, anhand des Echos und der Dunkelheit war ich so verwirrt. Außerdem wirkte das Mittel, welches sie mir zuvor verabreicht hatten noch immer, und mein Gleichgewicht war total durcheinander.
Sie haben meine Hände mit festen Seilen zusammen gebunden, und meine Beine an einen Stock.. Momentmal, ein Stock?! Meine Beine waren gespreizt, und schon jetzt war mir klar um was es hier ging. Trolle sind dafür bekannt, junge Frauen zu entführen und sie zu missbrauchen, als Dinge die ihre Kinder gebären. So sollte ich also sterben? Schöne Sache, ich will gar nicht wissen was die mit mir anstellen, wenn sie erfahren das ich ein Vampir bin.. Ich bin schon lange tot, ich kann keine Kinder bekommen.
Am liebsten hätte ich es laut aus geschrien, um dem Sex dieser Giganten zu entgehen. Doch ich konnte nicht, durch dieses furchtbare Mittel bin ich total fertig, müde. Außerdem sind mir nicht nur Arme und Beine gebunden, sondern auch Mund. Immer mehr hoffte ich darauf, dass dieser Mann, oder dieses Es, von vorhin den Trollen gefolgt ist. Ich blieb so still es ging, nur um ein Zeichen von ihm und Mii zu hören. Doch es kam keiner. Und somit musste ich mich den unheimlichen Schmerzen geben. Und als es Anfing schrie ich, so laut und hell, als hätte ich gerade erst meine Mutter verloren.
Als dann letzten Endes sie anscheinen doch kamen, war dieser eine Troll noch immer mit mir beschäftigt, während ich das weinen und schreien schon aufgegeben hatte.
Einer der Trolle nahm den Felsen auf dem ich zuvor lag und warf ihn in die Richtung von Fenrys. Er sollte ihn ablenken, während zwei weitere mit Feuerfackeln herumwedelten. Anscheinend versuchten sie das Fell des Wolfmenschens an zu brennen.

Von dem ganzen Tumult um mich herum bekam ich herzlich wenig mit, ich konzentrierte mich nur darauf die quälenden Schmerzen zu verdrängen. Versuchte mich an etwas Schönes zu erinnern, oder wenigstens etwas zu erfinden. Ich stellte mir die Farben vor, auch wenn ich keine Ahnung hatte wie Farben aussehen, versuchte ich mir dennoch ein Bild zu machen. Ebenso ist es mit dem See, an dem es doch so friedlich war. Ruhig und nicht so laut wie hier. Vielleicht auch schön? Das Gras stellte ich mir wir spitze Blätter vor, die gerade nach oben stehen.
Doch dann wurde ich von meinen schönen und entspannten Gedanken gerissen, und als der Troll und ich entfernt waren ließ ich noch einmal einen leisen und fast schon gequälten Schrei heraus. Ich krümmte mich auf dem Boden zusammen und sammelte mich und meine Tränen. Und ehe ich mich aufrappeln wollte, nahm der Wolfsmann mich mit, irgendwo hin. Weg aus der Höhle, aber es ist klar dass die Trolle uns demnächst folgen würden. Aber egal, diese fünf freien Minuten sind mir jetzt wohl ziemlich wichtig. Und als ich mich wieder frei bewegen konnte, war die erste Geste eine Umarmung. Nein, nicht an ihn. Ich schlang die Arme fest um Mii und ließ meinen Gefühlen man freien Lauf. Auch wenn ich es nicht oft zeigte, aber ich bin immer noch eine Frau, und heulte mich bei meinem kleinen Panda aus.
Nach dem ich meine Gefühle wieder gesammelt hatte, zog ich mein Kleid wieder an, welches mein süßer Mii für mich mitgenommen hatte. Es ist ein ganz schlichtes Kleid. Die Verkäuferin meinte es sei Weiß und locker geschnitten. Und es geht mir Knapp über die Oberschenkel.
Und wie ich es schon gedacht hatte, ein Troll folgte uns. Er brüllte laut und mein Ausdruck änderte sich, ich war wütend, auf irgendeine Art. Ich hatte Glück, wir sind hier in einem Wald und es dämmert schon allmählich. So konnte ich aus der Umgebung das Wasser aus den Pflanzen saugen. Gut für mich aber schlecht für die Pflanzen. Das gesammelte Wasser flog wie Eisregen auf den Troll hinab, richtete aber nicht viel aus, abgesehen von kleinen Schürfwunden. Noch immer war ich ziemlich wackelig auf den Beinen und fragte mich was die mir da für Zeug gegeben hatten.

Er kümmerte sich um den Troll, so wie zuvor. Und um nicht auf Tatenlos da zu stehen, oder fast schon knien, machte ich mich auch nützlich. Um dabei meine Kräfte zu schonen, ließ ich mich auf den Boden gleiten. Kurz Atmete ich ein und aus, versuchte mich zu beruhigen und spürte die Wärme von Mii an meiner Hand. Ich streichelte ihn ein wenig am Kopf, bevor ich mich dem Kampf zu wand.
Das Wasser sammelte sich wieder unter dem Troll auf dem Boden, während es langsam in kristallförmigen Eis an ihm heraufkletterte. Ich fühlte mich durch das Geschehen gerade eben nicht schwach und erniedrigt. Nein, eher im Gegenteil. Ich fühle mich Stark. Denn ich weiß, etwas noch schlimmeres kann mir nicht passieren. Gut, wohlmöglich schon, denn wenn es euch aufgefallen ist, Gaia scheint mich nicht sonderlich zu mögen. Dennoch war ich mir sicher in dieser Sache.
«Ngari hu Eywa saleu tirea, tokx 'ì'awn slu Na'viyä hapxì.» Eine Kampfart, oder eher Jagtart, die ich damals in unserem Dorf von meinen Eltern erlernt hatte. Schließlich waren wir dort meist auf uns alleine gestellt, und waren doch für alles dankbar.. Seltsame Wesen eben. Kurz konzentrierte ich mich, und mit der letzten Betonung meiner Worte ragten tausend spitzen aus dem Eis. Nach außen und auch nach innen. Aufgespießt von Spießen. Das tropfte an manchen Stellen herunter, und als ich das Eis löste, nahm das Wasser eine rote Farbe an. Blut… Das wofür ich immer Morden würde. Unbemerkt änderte sich das Kupfer in meinen Augen zu einem Rot.

Ich fühle wie wir plötzlich in einer enormen Geschwindigkeit durch den Wald huschten. Er rannte weg, weg von den Trollen. Doch was sollte das bringen? Sie leben hier im ganzen Wald, und bis Andere uns finden dauert es doch auch höchstens zehn Minuten. Doch er rannte weit, das konnte ich ziemlich deutlich anhand seines Müffeln riechen. Mein Gott, er stank bestialisch, schlimmer als die Trolle zusammen. Und dann auch noch einen Geruch den ich nicht ertragen konnte, Schweiß.
Er ließ mich ab, und ich war heil froh wieder festen Boden unter mir zu spüren, und erst recht, als ich das Plätschern von Wasser hörte. Kaum stand ich, saß ich wieder mit den Füßen in den Bach hängend. Allein von der Berührung mit dem Wasser ging es mir besser. Ich konnte riechen, dass der Wolfmensch kurz danach wieder verschwand, dass er aber etwa gesagt hatte, bekam ich irgendwie überhaupt nicht mit. Ich war wie in einer Transe, hoffte innerlich aber dennoch, dass jetzt keiner der fetten hässlichen Trolle uns fand. Wenn das passieren würde, tja, dann wäre das wohl endgültig mein Tod.
Der Mann kam wieder, hob mir etwas unter die Nase, es hatte einen intensiven aber beruhigenden Geruch. Nach und nach schien es mir wieder besser zu gehen, ich konnte wieder richtig klar denken und am Wichtigsten war, ich bemerkte, dass ich mich in einen Büschel Brennnesseln gesetzt habe. Ich kniff meine Augen zu und unterdrückte einfach mal das Gefühl des Brennens aber auch des Juckens. Jetzt war es auch schon egal, ob ich mich weg setzten würde oder nicht. Die Pflanze hatte schon ihre Arbeit getan.
«Und was nun?» Ich drehte meinen Kopf in die Richtung des Wolfmannes und versuchte ihn ein wenig natürlich mit den Augen zu fixieren. Zwar wurde es schon langsam heller, doch noch immer zu dunkel und wenigstens die Konturen des Wesens zu erkennen. Schon wieder eine Nacht ohne Schlaf. Am liebsten würde ich einfach tief und fest einschlafen, wie eine Prinzessin, und nie wieder aufwachen. Doch Prinzessinnen sind Perfekt, und ich bin es nicht. Wahrscheinlich ist es mir verboten mich einmal auszuruhen.
«Wir können uns nicht lange vor den Trollen verstecken. Die leben hier, im kompletten Wald. Sie werden uns finden, und umbringen, genau wie alle anderen.» Meine pessimistische Art meldete sich wieder, auch wenn sie eigentlich gar nichts zu melden hatte, tat sie es immer und immer wieder.
Meine Arme schlang ich fest um meinen kleinen Mii und versuchte mich ein Wenig zu entspannen, oder ein wenig zu schlafen. Während dem schlafen zu sterben, ist doch die schönte Weise drauf zu gehen.

Für einen Augenblick wurde es ganz still… Mag ja sein, dass die Trolle Tagsüber weniger sehen, aber auch mir geht es zu so einer Tageszeit nicht gut. Ich bin schließlich ein Vampir und das Sonnenlicht raubt mir die Kraft.
Ich konnte deutlich hören wie die Vögel den Tag begrüßten, mit einer himmlischen Melodie, die mir fast schon Anlass dazu gab mit zu summen oder gar singen. Kurz schien alles friedlich und idyllisch zu sein. Aber auch nur für kurz.
Eine Frau erschien, das konnte ich deutlich an ihrer Stimme erkennen. In einem Moment hörte ich das Grollen eines Trolles und im anderen Moment roch ich nur noch das verdorbene Blut des Monsters. Blut.. Wie lange hatte ich schon nichts mehr getrunken, ich denke genau so lange, wie ich schon nicht mehr geschlafen habe.
Ein hohes Quicken drang aus meinem kleinen Panda, als er den kleinen Troll hinter mir entdeckte. Alleine anhand dieses Schreis wusste ich, dass sich ein Feind hinter mir befand, weshalb ich aus Reflex her das Wasser des Flusses in einer sanften Handbewegung in kleine Eisplitter verwandelte. Diese Splitter schoss ich in die Richtung des Trolles, jedoch verfehlten einige ihn, lediglich drei trafen den Troll an der Schulter. Ich stand auf, und ließ meinen Kopf gesenkt. Ich versuchte einfach nur meine in rot gefärbte Augen zu verstecken.

Was da gerade abging bekam ich mit gespitzten Ohren ziemlich gut mit. Zwar konzentrierte ich mich darauf dem Blutgeruch zu wiederstehen, aber ich bekam es dennoch mit. Mii, mein kleiner Panda, war schon längst hinter einen Stein geflüchtet, und das Weib machte mich von Sekunde zu Sekunde aggressiver! Nicht nur weil ich wegen ihr möglicherweise jede Millisekunde ausrasten könnte, nein, auch weil sie das Geschöpf anscheinend beraubte. Ich hörte ihre stolze Stimme, wie sie meinte, sie bräuchte nur die Leber. Tze, ich kann so etwas nicht sehen. Entweder man lässt das tote Tier so liegen, mit all ihren Dingen, wie es auch von Anfang war. Oder man verwertet alles. Aber einfach nur ein Teil nehmen, und den Rest übrig lassen..
Ich weiß, auch wenn es sich ein wenig seltsam anhört, aber so habe ich es damals von meiner Familie gelernt. Und ich denke, gerade sie sollten es wissen.

Ich richtete meinen Blick zu den Beiden. Anhand ihrer Geräusche konnte ich merken, dass sie dort standen. Und Fenrys Bemerkung ließ ich mir noch einmal durch den Kopf gehen. Ja, er hatte schon Recht. Das verdammte Geräusch einer Feuerwaffe! Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr er sie als so ein empfindliches Geschöpf hasst, aber so sehr hassen wie ich.. Ich weiß nicht so genau. Es waren damals genau solche Waffen, die ich an dem schicksalhaften Tag oft hören musste. Verdammt, warum mussten sie mich auch am Leben lassen! Genug vom Thema..
Ich bewegte mich in ihre Richtung, und orientierte mich bloß an dem verdammten Blutgeruch, stellte mich dann selbstbewusst vor sie und versuchte mit meinem Gesicht einen durchbohrenden Ausdruck zu machen.
«Könntest du das schamlose ausbeuten des armen Wesens lassen?» Ich bemühte mich, nicht zu hecheln und erst recht versuchte ich Höflich zu bleiben. Klar, sie kam einfach hier her, machte Lärm und lockte alle Trolle zu uns, aber dennoch ist sie ein Wesen mit Gefühlen.. und möglicherweise auch einem Herz.

Anhand eines Raschelns im Gebüsch und dem stinkendem Geruch, bemerkte ich den kleinen Troll, der sich anscheinend wieder versuchte heran zu schleichen. Gott, diese Viecher pissten mich jetzt schon an! Fast schon aggressiv ließ ich einen Schauer von Wasserpeitschen über den Troll ergehen. Wild peitsche das Wasser auf den Troll ein, bis es plötzlich seine Form verließ und plätschernd zu Boden fiel. Ein Schweißausbruch lief mir über die Stirn, und ich fing an schwerer und rauer zu Atmen.

Diese höchst eingebildete und von sich selbst überzeugte Frau verschwand, endlich, und auf Fenrys´s Aussage hab ich bloß ein Schultern zucken. Ich war verdammt müde, und wusste, jeden Moment könnte ich den Mann anfallen und ihm sein von der Sonne erwärmtes Blut aussaugen. Bei diesem Gedanken wurde mir ganz übel, und dennoch fing ich an wieder schwerer zu Atmen. Ein kurzer Pulsschlag durchzuckte meine Nerven, bevor ich mir verkrampft auf die Zähne biss und Schutz im Schatten eines Baumes suchte. Mii verkrampfte an meinem Bein, klar, er wusste ja sicher wie es mir ging. Verdammt, ich muss hier so schnell wie möglich weg.
Ich drehte mich kurz in die Richtung des Mannes und machte einen höflichen Knicks.
«Vielen Dank, dass du mir geholfen hast! Mein Name ist übrigens Cathérine Julie» Ich versuchte höflich und freundlich zu bleiben, und erst recht versuchte ich die Anspannung zu verstecken.
«Freut mich dich kennen gelernt zu haben, und so. Aber ich muss jetzt gehen» Und reckte mich auf, und folge dann ohne auf eine Antwort zu warten den kleinen Schritten meines Pandas. Er führte mich durch den Wald, allein durch die leisten Geräusche die er von sich gab..

TBC - alte Ruine